Finkensiepe und Blättermann begegnet erste Dortmunder Leiche - auf Raten


Dortmund hat zwei neue Kommissare. Und einen neuen Krimi-Autor - Pensionär Günter Bauer hat das Kunststück fertig gebracht, seine ersten vier Finkensiepe-und-Blättermann-Stories gleich auf einen Schlag zu veröffentlichen. Und noch im Bücherherbst 2002 sollen die nächsten drei Bände folgen.


Der Serienkiller aus der Heimsauna
Günter Bauer schreibt Krimis mit Dortmunder Lokalkolorit - Geistreiches Hobby
Günter Bauer ist Krimifan: Mankell mag er, auch Donna Leon. Doch er liest nicht nur Krimis, er schreibt sie selbst. Und das gleich reihenweise. Vier Stück auf einmal hat er vor wenigen Wochen veröffentlicht.
"Neun Millimeter Gütertrennung" oder "Tödliche Beichte" lauten die Titel der Fälle. "Das Ergebnis von zwei Wintern in der Sauna", sagt er. Wenn er so in seiner Heimsauna liegt, konstruiert er seine Fälle. Sein Stammpersonal, die Kommissare Finkensiepe und Blättermann, erinnern ein wenig an Schimanski und Tanner, die Handlung spielt deutlich erkennbar in Dortmund - auf den Einbänden ist als Hintergrund ein Stadtplan gedruckt. Günter Bauer versteht seine Kriminalromane als Liebeserklärung an Dortmund - und als geistreiches Hobby. Deshalb ist es für ihn kein Problem, im Frankfurter Fouqué-Verlag zu veröffentlichen, bei dem die Autoren den Druck selbst mitfinanzieren müssen. "Dadurch falle ich schon nicht unter die Armutsgrenze", kommentiert Günter Bauer hintergründig. Schließlich war der heute 75-Jährige lange Jahre Direktor des Helene-Lange-Gymnasiums in Hombruch.
Ob er nicht jemanden in der Schule "umbringen" wolle? Schon passiert. Allerdings ist der Täter kein Schüler oder Lehrer des fiktiven "Fritz-Henßler-Gymnasiums". Wer es ist, kann man bei Günter Bauer schnell erkennen. Der Grund: "Ich mag es nicht, wenn kurz vor Schluss von irgendwo her ein Zimmermädchen mit abwegigen Motiven gezaubert wird." Auch eine Idee für seinen siebten Mord hat er schon, "und ich glaube, ich kann der Versuchung nicht widerstehen", so Bauer. Allerdings muss die Konstruktion noch warten. Bis zum Beginn der neuen Saunasaison.

WAZ, Dortmund, 16.08.2002

Eine "Leiche auf Raten", deren Teile im Niederhofer Wald verstreut gefunden wurden, war der Auslöser für die plötzliche Bücherflut. Bauer, der auf dem Höchsten residiert, hatte sich - umgeben von 4000 qm parkähnlichen Gartens - eine Geschichte ausgedacht, die allerdings in ein etwas anderes Umfeld führt.

Die Kommissare Finkensiepe, der geistig regere der beiden Helden, und Blättermann, der einfacher gestrickte, brauchen immerhin 109 Buchseiten, um diesen "besonders kniffeligen Fall" zu lösen. Aber sie lösen ihn.

Erst vor drei Jahren brachte Bauer, ein studierter Germanist, der 1977 Leiter des Helene Lange-Gymnasiums geworden war, die Fall-Studie zu Papier. Bauer tippte sie in seine alte Adler-Schreibmaschinen; mit dem Computer will sich der Autor nicht mehr anfreunden. Immerhin, in ein paar Tagen wird der Mann 75; da hat er sich mit seinen Büchern selbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht.

Allerdings auch ein teures Geschenk. Alle vier Bände sind im Frankfurter Fouque Literaturverlag erschienen, der seinen Autoren eine Kostenbeteiligung abverlangt, die rein rechnerisch die Veröffentlichung zum Hobby degradiert.

Unerfahren ist Bauer, dessen Laufbahn als Journalist (bei der WEST-FÄLISCHEN RUNDSCHAU) begann, im Verlagsbereich nicht. Von den 2000 Exemplaren seines 1996 erschienenen 600 Seiten-Romans und Nicht-Krimis "Leberfleck" ist keines mehr im Handel.

Frühere Publikationen Bauers hatten eher Sachbuch-Charakter. So schrieb er - als Schulleiter - eine Biografie der Helene Lange.

Das Interesse an den Bauer-Werken kurbelt auch die Bekanntheit des Autors als ehemaliger langjähriger Kulturreferent des Sauerländischen Gebirgsvereins an, dessen Mitglieder ja nicht nur Wanderer sind. Und auch unter seinen früheren Schülern ist mancher noch interessiert.

Die anderen vorliegenden Bände sind "Neun Millimeter Gütertrennung", "Tödliche Beichte", "Mord aus den Sternen". "Käse, Koks und kleine Mädchen", "Die nackte Leiche unter Wilhelm I." und "Bismarcks Entlassung" folgen.

Von Rainer Wanzelius
Westfälische Rundschau, 17.04.2002 / LOKALAUSGABE / DORTMUND